DÖBLIN ALFRED

Alfred Döblin (1878-1957)
Er wird als Sohn eines jüdischen Schneidermeisters in Stettin geboren, studiert Medizin in Berlin und wird nach der Promotion (1905) in Freiburg Nervenarzt. Gleichzeitig beginnt er, literarisch tätig zu werden. Herwarth Walden, der Herausgeber der bedeutenden expressionistischen Zeitschrift "Der Sturm", führt den literarisch äußerst begabten Arzt in die Kunst- und Literaturszene Berlins ein, wo Döblin den wichtigsten Vertretern der deutschen Avantgarde begegnet. Mit seinem Erzählband Die Ermordung einer Butterblume (1913), und den Romanen Die drei Sprünge des Wang-Lu (1915) und Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine (1918) wird er zu einem der führenden Repräsentanten des deutschen Expressionismus. 1928 wird Döblin in die junge "Sektion für Dichtkunst" der Preußischen Akademie der Künste gewählt. Bei ihrem Kampf gegen staatliche Zensur gehört er zu den Wortführern und repräsentiert zusammen mit Heinrich Mann den "linken" Flügel.
Sein 1929 veröffentlichter Großstadtroman Berlin Alexanderplatz macht ihn zu einer der populärsten Autoren der Weimarer Republik. Aufgrund seiner jüdischer Herkunft muss er 1933 Deutschland verlassen, siedelt sich mit seiner Familie nach Frankreich über und nach dem Flucht vor dem deutschen Vormarsch lebt ab 1940 im amerikanischen Exil. Der Krieg und die Flucht durch Frankreich, Spanien und Portugal über Lissabon nach den Vereinigten Staaten berauben ihn ein zweites Mal und noch radikaler als die Vertreibung im Jahre 1933 aller Voraussetzungen seiner mühsam wieder aufgebauten Existenz. Es beginnt für diesen sehr produktiven Autor ein Jahrfünft absoluten Verstummens in der literarischen Öffentlichkeit. In Kalifornien verfasst er die Tetralogie November 1918 und seine autobiographische Schicksalsreise, die erst nach Kriegsende veröffentlicht werden.
Nach dem Krieg kehrt er als Kulturoffizier nach Deutschland zurück, und neben der Herausgabe der Zeitschrift "Das goldene Tor" arbeitet an seinem letzten Roman Hamlet oder die lange Nacht nimmt ein Ende (1956). Die Verbitterung über seine wachsende Isolierung und den Mißerfolg seiner Bücher, die Verhärtung der politischen Fronten und das Wiedererwachen eines militaristischen und nationalistischen Geistes in Deutschland veranlassen ihn zur zweiten Emigration. 1953 zieht der enttäuschte, verbitterte und schwerkranke Autor nach Frankreich zurück und stirbt nach dem Aufenthalt in verschiedenen Krankenhäusern und Sanatorien in Emmendingen.
Döblin gehört noch heute zu den Schlüsselfiguren der literarischen Moderne in Deutschland, weil seine äußerst innovative Sprache auf die nachfolgenden Schriftstellergenerationen wirkt. Dos Passos' großartiges Werk Manhattan Transfer ist nur ein Beleg dafür; der Nobelpreisträger Günther Grass, der Döblin seinen Lehrer nennt, ein anderer. Daher ist ohne das Kapitel Döblins die Literaturgeschichte dieses Jahrhunderts nicht zu schreiben.


links:
 - Döblins Biographie
 - Döblins Seite der Marbacher Institute

works in

  • Libri.it

    POLLICINOTILÙ BLU NON VUOLE PIÙ IL CIUCCIOIL CAVALIER IDEALECIOPILOPI MARZO 2024 – SULLA MORTE E SULLA VITA
  • Libri.it
  • Treccani