KRAMER THEODOR

Theodor Kramer (1897-1958)
Der produktivste und erfolgreichste Lyriker der 1. Republik.
In formal konventionellen Gedichten beschrieb er eindringlich Not und Elend der untersten Schichten, in seiner späten Lyrik gestaltete er die Erfahrung von Flucht und Exil.
Kramer wurde am 1. Jänner 1897 in Niederhollabrunn/NÖ geboren. Um 1913 trat er mit dem älteren Bruder Richard der Freideutschen Jugend bei und 1915 wurde er zum Kriegsdienst einberufen. Er studierte Philosophie und Rechtswissenschaft in Wien (1918-1921), mußte aber aus finanziellen Gründen seine Studien abbrechen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er schon während der Studienzeit als Beamter, Buchhandler, Geschäftsführer und Verlagsvertreter.
Aus dem Jahre 1926 stammt Kramers erste Gedicht-Veröffentlichung unter dem Titel Anderes Licht in der Zeitschrift "Die Bühne". 1928 wurde Kramers erster Gedichtband Die Gaunerzinke gedruckt, der von der Literaturkritik positiv aufgenommen wurde, mit Ausnahme der nazistischen Kritik, die den Dichter als "Hofpoeten der Demokratie" denunzierte. 1930 folgte der Gedichtband Kalendarium. 1931 erschienen dann auch seine nach langem Schweigen erst zwischen 1928 und 1930 entstandenen Kriegsgedichte unter dem Titel Wir lagen in Wolhynien im Morast ....
1931 wurde Kramer endlich ein freiberuflicher Schriftsteller, aber die Jahre 1933/1934 waren klarerweise Wendejahre auch für ihn.
Zwar fand er erst ab 1933 stärkeren Zugang zum Literaturbetrieb als Vorstandsmitglied der "Vereinigung Sozialistischer Schriftsteller Österreichs", zugleich aber reduzierten sich allmälich die Publikationsmöglichkeiten aufgrund der massiven Gleichschaltungstendenzen der Presse mit der NS-Ideologie. 1936 erschien noch ein Gedichtband Kramers unter dem Titel Mit der Ziehharmonika, ab 1939 standen aber alle seine Schriften auf der "Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" der Reichsschrifttumskammer.
Die Annexion Österreichs (1938) bedeutete für ihn Berufsverbot, Arbeitslosigkeit, Verlust der Wohnung und zunehmende Aussichtslosigkeit. Die Gedichte dieser Zeit waren selbstvergewissernde lyrische Antworten auf die Katastrophe und wurden erst 1946 unter dem Titel Wien 1938/Die Grünen Kader gedruckt.
1939 emigrierte Kramer nach England, wo er vom Internationalen P.E.N.-Club unterstützt, aber dann als "feindlicher Ausländer" auf der Isle of Man interniert wurde. Erst ab 1942 konnte er wieder die Stelle eines Bibliothekars am Surrey County Technical College in London antreten. Unter dem Titel Verbannt aus Österreich. Neue Gedichte erschien 1943 ein neuer Gedichtband und 1946 wurde noch einer, Die untere Schenke, veröffentlicht.
Trotz mehrerer Möglichkeiten, sofort nach dem Krieg heimzukehren, blieb Kramer in England. Gegen Kriegsende stellte er einen weiteren Sammelband unter dem Titel Lob der Verzweiflung zusammen. 1951 erwarb er die britische Staatsangehörigkeit und erst im Herbst 1957 gelang es einigen Freunden Kramers den Lyriker nach Wien zurückzuholen. Er starb am 3. April 1958.
Ihm wurden die folgenden Preise verliehen: Würdigungspreis der Stadt Wien für Literatur (1928/1958, posthum), Emil-Reich-Preis der Universität Wien (1929), Preis der österreichischen Liga für die Vereinten Nationen (1947), Förderungspreis für Literatur des Stiftungsfonds zur Förderung von Wissenschaft und Kunst (1956/1957).


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