SCHEERBART PAUL KARL WILHELM

Paul (Karl Wilhelm) Scheerbart (1863-1915)
Pazifist und Poet, ein deutscher Phantast von höchst individueller Schreibweise.
Paul Scheerbart wurde als Sohn eines Zimmermanns am 8. Januar 1863 in Danzig geboren. Eigentlich wollte er Missionar werden, widmete sich dann aber dem Studium der Philosophie, der Kunstgeschichte, der bildenden Kunst und schließlich der Literatur in Leibzig, Halle, München und Wien.
Mit 24 Jahren ließ er sich endlich dauerhaft in Berlin nieder. Dort begann er ab 1885 Kunstkritiken für verschiedene Zeitungen zu schreiben und 1892 gründete er den "Verlag deutscher Phantasten", der ihm aber keinen Erfolg brachte.
Er wurde dann Mitarbeiter der expressionistischen Zeitschrift "Der Sturm" und veröffentlichte 1896 seinen ersten Roman Tarub, Bagdads berühmte Köchin, Arabischer Kulturroman.
Weitere Titel aus dieser Zeit sind Na Prost! Phantastischer Königsroman (1898), Rakkóx, der Billionär (1901), Die wilde Jagd (1901), Die Seeschlange. Ein See-Roman (1901), Die große Revolution. Ein Mondroman (1902), Liwûna und Kaidôh. Ein Seelenroman (1902), Weltglanz. Ein Sonnen-Märchen (1902), Immer mutig! Phantastischer Booh-Booh-Roman (1902), Kometentanz. Astrale Pantomime in zwei Aufzügen (1903), Machtspäße. Arabische Novellen (1904), Münchhausen und Clarissa (1906).
Trotz zahlreicher Veröffetnlichungen blieb aber Scheerbart erfolglos und unpopulär: Er wurde nämlich von seinen Dichterfreunden (unter anderem Otto Julius Bierbaum, Erich Mühsam, Karl Heinz Strobl) mehr geschätzt als vom breitem Publikum. Der Kritik galt er einfach als Humorist, aber im Grunde war er eine viel komplexere Persönlichkeit.
Sicherlich einer der skurilsten und seltsamsten Schriftsteller in der Literaturszene zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Scheerbart war zeitlebens ein entschiedener Gegner von jeglichem Militarismus, ein gänzlich unpreußischer Preuße, ein Außenseiter, der sich keiner gängigen Kunstrichtung anschloß.
Als Kind seiner Zeit war er technikbegeistert, obwohl ihm "richtige" Technik eigentlich fremd war. Dies zeigt sich besonders in seinen utopischen Romanen und Erzählungen wie Lesabendio. Ein Asteroiden-Roman (1913) oder den Astralen Novellen (1912), die die phantastischen Maschinen als beseelte Wesen beschreiben. Ganz in diesem Sinne arbeitete er seit 1910 auch an der Erfindung eines Perpetuum mobile, einer Allzweckmaschine, mit der er die Menschen vom Arbeitszwang befreien wollte. Dabei wurde er von Ernst Rowohlt unterstützt, der Scheerbarts Katerpoesie (1909), sowie das skuril-charmante Büchlein Das Perpetuum mobile (1910) herausbrachte. Das Perpeh erschient wie ein komisches Vorspiel zu seinem ernstgemeintem Sachbuch Die Glasarchitektur (1914), das eine ganze Generation expressionistischer Architekten beeinflußte.
Mit seinen Lautgedichten wie Kikakokú! Ekoralábs! (1897) oder den Monolog des verrückten Mastadons (1901), wurde er ein Vorläufer der DADA-Bewegung.
Mit Beginn des ersten Weltkrieges hörte jedoch für Scheerbart der Humor und die Versöhnung auf. Ihm blieb nur noch der individuelle Protest gegen Kriegsbegeisterung und Völkermord. Seit Ausbruch des Krieges nahm er keine Nahrung mehr zu sich: am 15. Oktober 1915 starb er den freiwilligen Hungertod.

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