HAFIS
Hafis (1326-1389/90)
Der dritte Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns in Schiras verlor seinen Vater
schon in früher Kindheit; in der Folge geriet die Familie schnell in Armut. Als
Jüngling verdiente er sein Brot u.a. bei einem Teigmacher, während er
gleichzeitig von einem Tuchhändler zum Dichten angeregt wurde. Schon in jungen
Jahren befaßte er sich intensiv mit persischer und arabischer Poesie, mit
Theologie und Koranexegese. Den Koran hat er in- und auswendig gekannt, wie sein
Dichtername »Hafis«, »der (den Koran im Gedächtnis) Bewahrende« bezeugt. Eine
Zeitlang war er vermutlich Professor an einer Medrese, einer islamischen
Hochschule. Vielleicht gehörte er auch zeitweilig einem mystischen Orden an, der
mit einem weiteren Schiraser Orden in ständigem Streit lag, was die häufigen
Angriffe auf die heuchlerischen »Sufis« (Mystiker) erklären würde. Trotz der in
manchen seiner Ghaselen ausgedrückten homoerotischen Haltung scheint er
verheiratet gewesen zu sein. Abgesehen von einer nicht sicher nachweisbaren
Reise in die Stadt Jasd lebte er immer in seiner Heimatstadt.
Noch heute gilt Hafis als der größte Lyriker der persischen Sprache. Durch die
1812/13 erschienene Übersetzung Der Diwan von Mohammed Schemsed-din Hafis von
Joseph von Hammer-Purgstall wurde Goethe zu seinem West-östlichen Diwan
inspiriert; weitere Übersetzungen unternahmen August von Platen und Friedrich
Rückert.