Gedichte
Zwei Wandrer
Zwei Wandrer
Ein Stummer zieht durch die Lande,
Gott hat ihm ein Wort vertraut,
Das kann er nicht ergründen,
Nur einem darf er''s verkünden,
Den er noch nie geschaut.
Ein Tauber zieht durch die Lande,
Gott selber hieß ihn gehn,
Dem hat er das Ohr verriegelt,
Und jenem die Lippe versiegelt,
Bis sie einander sehn.
Dann wird der Stumme reden,
Der Taube vernimmt das Wort,
Er wird sie gleich entziffern,
Die dunkeln göttlichen Chiffern,
Dann ziehn sie gen Morgen fort.
Daß sich die beiden finden,
Ihr Menschen, betet viel.
Wenn, die jetzt einsam wandern,
Treffen einer den andern,
Ist alle Welt am Ziel.
Abendgefühl
Friedrich Hebbel
Abendgefühl
Friedlich bekämpfen
Nacht sich und Tag.
Wie das zu dämpfen,
Wie das zu lösen vermag!
Der mich bedrückte,
Schläfst du schon Schmerz?
Was mich beglückte,
Sage, was war''s doch, mein Herz?
Freude, wie Kummer,
Fühl ich zerrann,
Aber den Schlummer
Führten sie leise heran.
Und im Entschweben,
Immer empor,
Kommt mir das Leben
Ganz, wie ein Schlummerlied vor.
Adams Opfer
Adams Opfer
Die schönsten Früchte, frisch gepflückt,
Trägt er zum grünen Festaltar,
Und bringt, mit Blumen reich geschmückt,
Sie fromm als Morgenopfer dar.
Erst blickt er froh, dann wird er still:
O Herr, wie arm erschein ich mir!
Wenn ich den Dank dir bringen will,
So borge ich selbst den von dir!
An den Äther
An den Äther
Allewiger und unbegrenzter Äther!
Durchs Engste, wie durchs Weiteste Ergoßner!
Von keinem Ring des Daseins Ausgeschloßner!
Von jedem Hauch des Lebens still Durchwehter!
Des Unerforschten einziger Vertreter!
Sein erster und sein würdigster Entsproßner!
Von ihm allein in tiefster Ruh'' Umfloßner!
Dir gegenüber werd auch ich ein Beter!
Mein schweifend Auge, das dich gern umspannte,
Schließt sich vor dir in Ehrfurcht, eh'' es scheitert,
Denn nichts ermißt der Blick als seine Schranken.
So ...
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