Georg Heym
1887 - 1912
Umbra vitae (posthum 1912)
____________Seite 1:
Verfluchung der Städte V
Die blinden Frauen
Das infernalische Abendmahl
Luna (I)
Der Frühling V
Die Irren
Die Somnambulen
Die Irren (Variation)
Kata
Seite 2:
An Hildegard K.
Hora Mortis
Die Tauben II
Die Nacht
Träumerei in Hellblau
Die Seefahrer
Der Krieg
Die Stadt der Qual
Fröhlichkeit
Die neuen Häuser
Der Winter
Halber Schlaf
Simson
Die Nacht III
Der Garten der Irren
Allerseelen
Seite 3:
Die Stadt
Mit den fahrenden Schiffen . . .
Die Morgue
Die Tänzerin in der Gemme
Spitzköpfig kommt er . . .
Pilatus
Judas
Der Garten
Der Baum
Hymne
Die Städte
Der Nebelstädte winzige Wintersonne . . .
Die Vögel
Meine Seele
Die Meerstädte
Die Höfe luden uns ein ...
Die Schlösser
Die Messe
Bei Texten in eckigen Klammern [ ] handelt es sich um Stellen, die
der Autor gestrichen, aber nicht verändert hat.
__________Georg Heym
Mein Fenster
Tagebuchzeichnung
1910
Verfluchung der Städte V
Ihr seid verflucht. Doch eure Süße blüht
Wie eines herben Kusses dunkle Frucht,
Wenn Abend warm um eure Türme sprüht,
Und weit hinab der langen Gassen Flucht.
5
Dann zittern alle Glocken allzumal
In ihrem Dach, wie Sonnenblumen welk.
Und weit wie Kreuze wächst in goldner Qual
Der hohen Galgen düsteres Gebälk.
Die Toten schaukeln zu den Glockenklängen
10
Im Wind, der ihre schwarzen Leichen schwenkt,
Wie Fledermäuse, die im Baume hängen,
Die Toten, die der Abend übersengt.
Und wie ein Meer von Flammen ragt die Stadt
Wo noch der West wie rotes Eisen glänzt,
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In den die Sonne, wie ein Stierhaupt glatt,
Die Hörner streckt, [die dunkles] Blut bekränzt.
Die blinden Frauen
Die Blinden gehn mit ihren Wärterinnen,
Schwarze Kolosse, Moloche aus Ton,
Die Sklaven vorwärts ziehn. Und sie beginnen
Ein Blindenlied mit lang gezogenem Ton.
5
Sie ziehn wie Chöre auf mit starkem Schritte,
Im Eisenhimmel, der sie kalt umspannt.
...
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