Georg Heym
1887 - 1912
Meine Träume
_______________Den folgenden Traum
hat Georg Heym am 2. Juli 1910
in sein Traumtagebuch eingetragen;
wie eine Vorahnung der Umstände
seines Todes zwei Jahre später:
2. Juli 1910
Ich stand an einem großen See, der ganz mit einer Art Steinplatten
bedeckt war. Es schien mir eine Art gefrorenen Wassers zu sein.
Manchmal sah es aus wie die Haut, die sich auf Milch zieht. Es
gingen einige Menschen darüber hin, Leute mit Tragelasten oder
Körben, die wohl zu einem Markt gehen mochten. Ich wagte einige
Schritte, und die Platten hielten. Ich fühlte, daß sie sehr dünn
waren; wenn ich eine betrat, so schwankte sie hin und her. Ich war
eine ganze Weile gegangen, da begegnete mir eine Frau, die meinte
ich sollte umkehren, die Platten würden nun bald brüchig. Doch ich
ging weiter. Plötzlich fühlte ich, wie die Platten unter mir
schwanden, aber ich fiel nicht. Ich ging noch eine Weile auf dem
Wasser weiter. Da kam mir der Gedanke ich möchte fallen können. In
diesem Augenblick versank ich auch schon in ein grünes schlammiges,
schlingpflanzenreiches Wasser. Doch ich gab mich nicht verloren, ich
begann zu schwimmen. Wie durch ein Wunder rückte das ferne Land mir
näher und näher. Mit wenigen Stößen landete ich in einer sandigen,
sonnigen Bucht.
...
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